Verlag

Die EDITION LUCHS wurde 2014 in Engelrod gegründet. Hier erscheinen in unregelmäßigen Abständen Publikationen der Reihe „Fotofalle“. Sie widmen sich ungeklärten Fällen in der deutschen Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts. Ein wichtiges Motiv, ein solches Projekt zu beginnen, war die Erfahrung, dass immer wieder dieselben Namen genannt werden, wenn es um die Fotografie in der Weimarer Republik geht, also August Sander, Albert Renger-Patzsch oder László Moholy-Nagy.  Einige Institutionen, so zum Beispiel das Museum Folkwang in Essen, die Berlinische Galerie, das Museum Ludwig in Köln oder das Münchner Fotomuseum haben jedoch durch ihre Ausstellungspraxis wiederholt deutlich gemacht, dass es zahlreiche weniger bekannte Fotografen und Fotografinnen gibt, deren bildkünstlerische Leistung Beachtung und historische Aufarbeitung verdienen.

Ein Blick in die reiche Bildpublizistik der 1920er Jahre zeigt, dass Unternehmungen dieser Art fortgeführt werden müssen, da noch weitere hervorragende Fotografen zu entdecken sind, die heute niemand mehr kennt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Manche Bildjournalisten waren nicht an zeitgenössischen Ausstellungen beteiligt oder konnten kein eigenes Fotobuch vorweisen und gerieten damit nicht in den Fokus der Fotohistoriker. Bei den meisten sind jedoch durch die nationalsozialistische Terrorherrschaft bedingte lebensgeschichtliche Brüche für das Vergessen verantwortlich. Sie haben, wenn man es pathetisch formulieren will, Anspruch auf Gerechtigkeit vor der Geschichte. Etwas nüchterner, aber ebenfalls mit Blick auf Opfer solcher Art, hat Adorno es in den „Minima Moralia“ als „Vermächtnis einer kritischen Geschichtsschreibung“ betrachtet, sich dem zuzuwenden, „was am Wege liegen blieb.“ In diesem Geist ist die Reihe Fotofalle konzipiert und experimentiert dabei mit Formen, die zwischen wissenschaftlichem Aufsatz und umfassender Werkmonographie angesiedelt sind.

Mit besten Grüßen aus dem Vogelsberg

Eckhardt Köhn

6/2019